Antisemitismusbeauftragter Spaenle beim Landestreffen „Jüdisches Leben in Bayern“ – Landesarbeitsgemeinschaft als Weg – Positive Bilanz zum Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

 

Nürnberg. Eine enge Zusammenarbeit jüdischer Gemeinden sowie von Ehrenamtlichen und Einrichtungen aus Kultur und Gesellschaft will der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Ludwig Spaenle, realisieren. Beim zweiten Landestreffen von über 150 Vertretern von Israelitischen Kultusgemeinden, Vereinen und Organisationen aus Gesellschaft und Kultur sowie Behörden in Nürnberg betonte er: „Wenn wir uns stärker miteinander vernetzen, können wir effektiv und nachhaltig jüdisches Leben in Bayern fördern und wirksam gegen den zunehmenden Antisemitismus angehen.“

Eine Landesarbeitsgemeinschaft biete sich nach Spaenle Ansicht als Form an. „Die Interessen der Musikvereine beispielsweise werden im Landesmusikrat gebündelt, die der Erwachsenenbildung in einer Landesarbeitsgemeinschaft und Experten und Vertreter der Denkmalpflege bekommen im Landesdenkmalrat eine Stimme im gesellschaftlichen und politischen Diskurs“, so Spaenle.

 

Beim Landestreffen wurden Begeisterung und enormes Engagement in Bayern im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ deutlich.

Antisemitismusbeauftragter Spaenle wertet die Bereitschaft des Freistaats, sich weiter in der Förderung des jüdischen Lebens zu engagieren, als „wichtiges Ergebnis des Jubiläumsjahres“. Die Leuchtturmprojekte aus den Jahren 2021/2022 sollen fortgesetzt werden, u. a. die Digitalisierung der Archive der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Bayern in den Central Archives for the History of the Jewish People in Jerusalem, die Dokumentation jüdischer Friedhöfe und die Sammlung und Bereitstellung von Informationen über jüdisches Leben auf einer Homepage des Hauses der Bayerischen Geschichte.

„Im Jubiläumsjahr, das Ende Juli 2022 zu Ende gegangen ist, konnten wir viel erreichen“; so der Beauftragte für das jüdische Leben Spaenle. Die Bayerische Staatsregierung hat ein Gesamtkonzept zur Förderung jüdischen Lebens verabschiedet und eine interministerielle Arbeitsgruppe eingesetzt. Über 1.000 Veranstaltungen wurden im Freistaat im Festjahr durchgeführt, darunter z. B.:

  • das Ausstellungsprojekt „Liberation Concert in Bayern. Menschlichkeit. Würde. Hoffnung“,
  • die Veranstaltungsreihe „Guter Ort – Begegnungen mit der jüdischen Geschichte Frankens“,
  • das Festwochenende „Schalom in Pappenheim“,
  • die Open-Air-Ausstellung der IKG München und Oberbayern „Jüdische Geschichten aus München und Oberbayern“,
  • die Konferenz der europäischen Rabbiner in München.
  • und die Fertigstellung des letzten Bandes des Synagogengedenkprojekts „Mehr als Steine“.

Für die Präventionsarbeit gegen Judenhass hat seine Geschäftsstelle z. B. das Heft „Wissen gegen Judenhass“ und gemeinsam mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit die Veröffentlichung „Jüdisches Leben in Deutschland“ herausgegeben. Beim Landeswettbewerb „Erinnerungszeichen“ des Bayerischen Kultusministeriums und des Bayerischen Landtags haben sich Schülerinnen und Schüler unter dem Motto „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Bayern“ mit dem jüdischen Leben vor Ort auseinandergesetzt.

 

„Das vergangene Jahr war ein bewegtes und ereignisreiches Jahr“, so Dr. Spaenle. Aber es gab auch dunkle Seiten: 2021 verzeichnete die Polizei in Bayern mehr als 500 antisemitische Straftaten und bundesweit über 3.000.

„Charlotte Knobloch gehört – ebenso wie der verstorbene Dr. Max Mannheimer – zu den wichtigsten Stimmen des Judentums im öffentlichen Diskurs in Deutschland und darüber hinaus. Mahnen und Warnen vor einem Neuaufleben der menschenverachtenden NS-Rassenideologie mit ihren Folgen, aber auch ein klares Bekenntnis zu einem demokratischen und modernen Bayern und Deutschland als attraktive Heimat auch für Jüdinnen u Juden.“

Als Zeitzeugin und Gesprächspartnerin für Schülerinnen und Schüler hat sie sich selbst in den Dienst einer demokratischen Ordnung gestellt und auch in den Dienst für ein uneingeschränktes Existenzrecht Israels. „Bei aller Zuversicht weiß sie doch, wie zerbrechlich ein demokratisches Gemeinwesen sein kann – mit allen Folgen für Minderheiten, die dann rasch zu Sündenböcken gestempelt werden“, so Dr. Spaenle.