MÜNCHEN. Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe, Dr. Ludwig Spaenle, hat heute in München eine Zwischenbilanz des Jubiläumsjahres 321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und in Bayern gezogen. Zentrales Ergebnis für ihn: „Seit der Eröffnung des Festjahres im Freistaat im Januar konnten wir ein starkes Netzwerk von Israelitischen Kultusgemeinden und Einrichtungen, von Vereinen und Organisationen sowie der öffentlichen Hand knüpfen. Dieses wird unsere Anstrengungen, jüdisches Leben im Freistaat zu fördern und gegen Antisemitismus anzugehen, nachhaltig unterstützen.“ Dr. Spaenle ergänzte: „Dem bürgerschaftlichen Engagement für jüdisches Leben fehlt bisher eine organisatorische Struktur. Mit dem Festjahr 2021 konnten wir bayernweit Verbindungen zu lokalen Initiativen knüpfen. Dieses Netzwerk von Ehren- und Hauptamtlichen will ich verstetigen und ausbauen.“

 

Jubiläumsjahr bis 2022 verlängert

Regierungsbeauftragter Spaenle konnte weitere positive Aspekte herausstellen:

Das Jubiläumsjahr „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und in Bayern wird bis zum 31. Juli 2022 verlängert. So bieten sich zusätzliche Gelegenheiten, jüdisches Leben in Geschichte und Gegenwart präsent zu machen. Da Wissen und Bildung wesentliche Grundlagen gegen Judenhass legen, eröffnet die Verlängerung des Jubiläumsjahres zusätzliche Chancen, die Anstrengungen gegen Antisemitismus zu verstärken. Angesichts steigender Zahlen antisemitischer Vorfälle und Straftaten in Bayern (353) und in Deutschland (2275) sei das nötig.

Bisher wurden allein rund 90 Projekte in Bayern aus Mitteln des Vereins gefördert.

 

Viele Veranstaltungen – drei Leuchtturmprojekte vorangebracht

Es gab über 500 Veranstaltungen und Initiativen in den ersten acht Monaten des Jubiläumsjahres allein in Bayern. Eigens nannte er:

  1. die Broschüre „Schalom Franken!“ des Tourismusverbands Franken,
  2. die Einrichtung des Lern- und Erlebnisorts in der ehemaligen Synagoge Gleusdorf in Unterfranken, der kleinsten Synagoge Deutschlands,
  3. die Open-Air-Ausstellung der IKG München und Oberbayern „Jüdische Geschichten aus München und Oberbayern“,
  4. die Veranstaltungsreihe „Guter Ort – Begegnungen mit der jüdischen Geschichte Frankens“;
  5. den Sommerempfang „Shalom und Grüß Gott“ des Bezirks und der Regierung der Oberpfalz für die jüdischen Gemeinden der Oberpfalz
  6. die Wanderausstellung „Davidstern und Lederhose“ der Europäischen Janusz Korczak Akademie
  7. die Angebote der jüdischen Synagogen, Einrichtungen sowie Gedenkstätten am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur.
  8. die Planungen der Israelitischen Kultusgemeinde Erlangen zum Neubau einer Synagoge als „Haus des jüdischen Lebens“
  9. und das Vorhaben „Haus der Begegnung“ der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg eines „Haus der Begegnung“.

Mit Blick auf die nahe Zukunft ergänzte Dr. Spaenle. Am 12. September, dem Tag des offenen Denkmals, öffnen z. B. die Synagoge Ermreuth und die Synagoge Ottensoos ihre Türe für Besucher. Am 17. Oktober findet im Rahmen der jüdischen Festwoche der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg die feierliche Übergabe der historischen und restaurierten Sulzbacher Torarolle aus der frühen Neuzeit statt.

Drei bayernweite Leitprojekte zu jüdischer Geschichte und jüdischem Alltagsleben sind deutlich vorangekommen:

  1. die Digitalisierung der Archive ehemaliger jüdischer Gemeinden in den Central Archives für the History of the Jewish People in Jerusalem liegen,
  2. die Inventarisierung jüdischer Friedhöfe unter Federführung des Landesamts für Denkmalpflege. sowie
  3. die Vernetzung der unterschiedlichen digitalen Projekte zu jüdischem Leben in Bayern – unter einem virtuellen „Dach“ unter Einbeziehung des Hauses der Bayerischen Geschichte.

 

„Wissen gegen Judenhass“ initiiert – „Erinnerungszeichen“

Die Strategie „Wissen gegen Judenhass“ trägt für Dr. Spaenle durch den engen Dialog mit Schulen und außerschulischen Bildungsträgern mittlerweile erste Früchte Dabei kommt dem Landeswettbewerb „Erinnerungszeichen“ des Bayerischen Kultusministeriums und des Bayerischen Landtags eine zentrale Rolle zu. Unter dem Motto „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Bayern“ werden die Schülerinnen und Schüler im kommenden Schuljahr eingeladen, sich mit dem jüdischen Leben vor Ort auseinanderzusetzen

 

Dr. Spaenle abschließend: „Es ist im Jubiläumsjahr gelungen zu vermitteln, dass Jüdinnen und Juden mehr als tausend Jahre das Leben in Deutschland und Bayern mitgeprägt haben. Und sie prägen es auch heute wesentlich mit.“