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„Eine Sängerin zwischen Odessaer Moderne und jiddischer Nationalkultur“

Vortrag von Prof. Dr. Mirja Lecke, Regensburg

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung „Stimmen – Zeiten – Räume. 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“,

veranstaltet von Prof. Dr. Sabine Koller, Prof. Dr. Isabella v. Treskow, Universität Regensburg, Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften.

Bitte beachten Sie, dass als Voraussetzung für die Teilnahme die 2 G Regel gilt und das Tragen von einer FFP 2 Maske erforderlich ist!

 

Die Ringvorlesung versteht sich als Teil des Programms 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, das bayern- und deutschlandweit im Jahr 2021 begangen wird. Aus Regensburg stammt das erste Zeugnis, mit dem jüdisches Leben in Bayern belegt wird, die Urkunde zum Verkauf des Gutes Schierstadt durch den jüdischen Besitzer an das Kloster St. Emmeram aus dem Jahr 981. Bei genauem Licht besehen gibt es zu dieser Zeit das „Deutschland“ nicht in der Form, wie das Wort es heute suggeriert, und ist die zeitliche Zuordnung der kulturellen Komponenten „deutsch“ und „jüdisch“ so einfach nicht. Genau das macht die Beschäftigung mit der Thematik so bemerkenswert und faszinierend.
Vor dem Hintergrund vielfältiger Verflochtenheiten soll jüdische Kultur in ihrer Bandbreite und impulsgebenden Wirkung in ihrer regionalen Spannweite, in Europa und in globalem Rahmen lebendig vor Augen geführt werden. Die Vorlesung will damit sowohl ein wissenschaftliches und universitäres als auch ein interessiertes Publikum aus Stadt und Land ansprechen. Pro Veranstaltung werden jüdische Persönlichkeiten in ihrer räumlichen Bindung – auch als Teil einer transterritorialen und diasporischen Geschichte und Zugehörigkeit – und ihrer kulturellen Strahlkraft anhand ihrer zentralen Werke und Anliegen aus epochenübergreifender Perspektive vorgestellt. Hinzu kommt der Blick auf Medien, etwa Literatur, Komposition, Film, auf Alltag und Gemeinschaftliches. Keineswegs richtet sich der Blick nur in die Vergangenheit. Die Präsentation von Personen als „Stimmen“ und jüdischen Lebens als Handlung und in seiner Materialität bedeutet, dass wir den Spuren – Sprachspuren, Bildspuren, Musikspuren, Spuren performativer Handlungen und architektonischen Spuren –, nachgehen und ihre Bedeutung für die Gegenwart beschreiben wollen. Die Ringvorlesung möchte dadurch einen Beitrag zur Würdigung wichtiger Stimmen jüdischer Kultur als Teil einer gemeinsamen Kultur in Bewegung leisten. Die Vorlesungsreihe will zudem mit der räumlich-sozialen Einbettung der Menschen und Medien auch die Normalität jüdischen Lebens in der Mitte von Gesellschaften und Kulturen in ihrer Vielfalt aufzeigen.
Die Präsentation von Stimmen und die Spurensuche werden durch aktuelle methodische Zugänge geleitet, etwa durch arealwissenschaftlich relevante Ansätze zu kultureller Übersetzung, zu Literatur und Wissen in Bewegung oder zu Geokritik. Gerade mit Blick auf die Verbindung zwischen Universität und Gesellschaft ist zentral, dass über die Stimmen jüdische Schlüsseltexte und Schlüsselperspektiven zugänglich gemacht werden – vor allem aber die Menschen, die dahinter stehen.
Die Ringvorlesung wird in den Räumen der Jüdischen Gemeinde, Am Brixener Hof, stattfinden. Sie greift geschichtlich zurück bis in sehr frühe Zeiten, zeigt räumliche Verankerungen und Vernetzungen in Vorträgen auf und wird ausgewählte Veranstaltungen dem jüdischen Leben in Regensburg und in der Region widmen. Gegenstand ist auch der Auftrag der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Zum Format des wissenschaftlichen Vortrags treten Veranstaltungen in dialogischer Form, so mit Ilse Danziger, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Regensburg. Das Ende der Ringvorlesung bildet eine jiddisch-deutsche Lesung, in der literarische Stimmen vom Anfang des 20. Jahrhunderts wieder zum Klingen kommen.
Für die Vorlesung sind die folgenden Grundfragen konstitutiv. Sie dienen als Sinnklammer für die gesamte Veranstaltung und den Referent*innen als Orientierungsrahmen:
– Wo wird gedacht und die Stimme erhoben, von wo aus wird gedacht, wo sind persönliche und kollektive Ereignisse verankert und welche Bewegungen sind zu verzeichnen? – räumliche Dimension
– Welche Rolle spielen die gesellschaftlich-politischen und kulturellen Umstände in einer bestimmten Zeit für Menschen und ihre Handlungen? Lassen sich überzeitliche Bezüge erkennen? Woraus entsteht das heutige Interesse? – zeitliche Dimension
– Welche Rolle spielt das Medium (im Sinne auch der ‚Verstimmlichung‘, Verbildlichung) in den genannten Zusammenhängen? – mediale Dimension
– Wie zeigt sich jüdisches Selbstverständnis, wie zeigt es sich auch in Bezug zur Umgebungskultur und zu allgemeinen, auch globalen Kulturphänomenen?