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Schlamasseltov. Jüdisches Leben im Film
Video-Grußworte:
Armin Kroder, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken
Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Dr. Olaf Heinrich, Vorsitzender Bayerischer Landesverein für Heimatpflege

Einführung:
Dr. Andrea Kluxen, Kulturreferentin und Bezirksheimatpflegerin, Bezirk Mittelfranken

Moderation:
Christiane Schleindl, Leiterin Filmhaus Nürnberg

Gäste:
Jeanine Meerapfel, Regisseurin
Prof. Dr. Gabriele Franger-Huhle, Frauen in der Einen Welt

Eröffnungsfilm:

Are You From Nuremberg?
D 1995, 27 Min., FSK: k. A., Regie: Jeanine Meerapfel & Tom Schreiber
Im März 1995 kam die Regisseurin Jeanine Meerapfel zu einem Filmseminar nach Nürnberg. Ebenfalls eingeladen war ihre Stiefmutter Ruth Meerapfel. Ruth Meerapfel beherrschte elf Sprachen und war Präsidentin der „United Nations Women‘s Organization“ in Argentinien. Das allein wäre Grund genug gewesen, sie von einer Organisation wie „Frauen in der Einen Welt“ einzuladen. Doch Ruth Meerapfel verband mehr mit Nürnberg. Sie ging hier in die Schule, ins Labenwolf-Gymnasium, sie verbrachte hier ihre Jugend und heiratete 1933 in der Nürnberger Synagoge am Hans-Sachs-Platz. Sie war eine Nürnbergerin, doch sie ging Nürnberg verloren. Kurz nach ihrer Heirat musste sie fliehen. Nach einer langen dramatischen Flucht über Amsterdam – sie wohnte im selben Haus wie Anne Frank – fand sie schließlich in Argentinien eine neue Heimat. Dort lernte sie ihren zweiten Mann kennen, den Vater von Jeanine Meerapfel.
Ruth Meerapfel durchstreifte bei ihrem Besuch in Nürnberg die Orte ihrer Kindheit und Jugend. Bei jedem, der sie begleiten durfte und ihr lauschte oder Fragen stellte, offenbarte sich eine faszinierende, weltkluge, offene Frau. Sie erzählte leidenschaftlich und beantwortete selbst die schonungslosesten Fragen der Schülerinnen und Schüler klar und nüchtern. Sie stellte schon damals einen Zusammenhang zwischen der heutigen Ausgrenzung der Juden, dem Rassismus und dem erwachenden Rechtsradikalismus her. Bei aller Nüchternheit ließ sie sich ihr Recht auf ihre Erinnerungen allerdings nicht nehmen: „Die Kindheit und die Jugend war schön, alles andere kam danach.“ Bei den Recherchen für „Heimat! Das Filmfestival“ sind diese Filmaufnahmen von ihrem Besuch in Nürnberg aufgetaucht. Der Kameramann Tom Schreiber begleitete damals Jeanine und Ruth Meerapfel. Es war eigentlich geplant, noch einen zweiten Teil in Argentinien zu drehen, der leider nicht mehr verwirklicht werden konnte, denn Ruth Meerapfel verstarb zwei Monate nach ihrem Aufenthalt in Nürnberg. „Are You From Nuremberg?“ ist ein einzigartiges Juwel, das hier zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein wird.
Jeanine Meerapfel, die in Buenos Aires geborene Filmemacherin, Drehbuchautorin und Produzentin, lebt in Berlin. Sie ist Präsidentin der Berliner Akademie der Künste (seit 2015), Initiatorin der „Europäischen Allianz der Akademien“ (seit 2020), Ehrenpräsidentin des Bundesverband Regie (seit 2021) und Mitglied der European Film Academy.
Prof. Dr. Gabriele Franger-Huhle, Sozialwissenschaftlerin und Historikerin ist Mitbegründerin von „Frauen in der Einen Welt“ und dem Museum Frauenkultur Regional-International in Fürth. Sie ist Autorin und Kuratorin zahlreicher Publikationen und Ausstellungen.

Eintritt: 7.- € / ermäßigt 4,50 € / Begrenztes Kartenkontingent!

 

Schlamasseltov. Jüdisches Leben im Film

Das Festival setzt sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Heimatbegriff im Film auseinander. Anhand beispielhafter Filme werden unterschiedliche Facetten des Umgangs mit „Heimat“ präsentiert. Das kleine Filmfestival 2022 ersetzt das im Jahr 2021 pandemiebedingt ausgefallene Festival. Es steht unter dem Titel „Schlamasseltov. Jüdisches Leben im Film“ und ist ein Beitrag zum Abschluss des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“.
Die ausgewählten Filme und Dokumentationen beschränken sich auf die jüngere Vergangenheit mit Schwerpunkt Nürnberg und zeigen vielfältige jüdische Biografien und Lebensentwürfe. Dabei werden Fragen nach Heimat und Heimatverlust aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und Fragen nach unterschiedlichen jüdischen Identitäten sowie dem Verhältnis von realer zu symbolischer Existenz gestellt. Darunter befindet sich die Dokumentation ARE YOU FROM NUREMBERG?, die erstmals in Nürnberg zu sehen sein wird. Eine Abteilung widmet sich der jugendlichen Perspektive auf das Thema, die besonders die Frage nach Selbst- und Fremdwahrnehmung behandelt. Das Festival soll zudem einen Beitrag leisten, immer wiederkehrende Klischees und Vorurteile zu dekonstruieren.