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77 Jahre Liberation Concert
Schirmherrschaften: Robert L. Hilliard, Doris Baumgartl, Ludwig Spaenle

Die acht Musiker, die am 27. Mai 1945 das Befreiungskonzert auf dem Rasen vor dem jüdischen DP-Hospital St. Ottilien gaben, waren ehemalige Häftlinge des KZ-Außenlagers Kaufering I, das zum Hauptlager Dachau gehörte. Nach Kaufering waren sie im Sommer 1944 von Litauen aus in verschiedenen Sammeltransporten verschleppt worden. Bis auf die Durmashkin-Schwestern hatten die professionell ausgebildeten und in ihrer Heimat Litauen höchst geschätzten Musiker zuletzt im Kovno-Ghetto-Polizeiorchester gewirkt. Die Sängerin Henia Durmashkin und ihre Schwester Fania, Pianistin, kamen aus Vilnius, bis zur Besetzung durch die Nationalsozialisten eine Hochburg der Kunst, Kultur und jüdischer Religion, auch das Jerusalem Litauens genannt.

Im Lager Kaufering I hatten die Musikerinnen und Musiker die kräftezehrenden Appelle zu begleiten und an den Wochenenden Konzerte für ihre Peiniger zu geben. Jetzt waren sie frei und konnten ihr Repertoire selbst wählen. Die Idee zu ihrem ersten Konzert als Überlebende des Holocaust kam vom jüdischen Chefarzt Dr. Zalman Grinberg, dem der amerikanische Militärrabbiner Abraham Klausner zur Seite stand. Vor dem Konzert hatte Grinberg eine aufwühlende Rede gehalten. Seine Botschaft an die Welt: Hier sind wir! Here we are!

Das Liberation Concert 2022 ist eine musikalische Zeitreise zwischen erlittenem Leid und einem von Menschlichkeit, Würde und Hoffnung geprägten neuen Leben. In das Thema führen historischen Figuren ein. Die von Karla Schönebeck stammenden Textkollagen werden von Mirja Baier, David Grasnick und Axel Flörke vorgetragen.

Das Liberation Concert 2022 beginnt mit zwei kleinen Kompositionen des tschechischen Sängers, Komponisten, Schauspielers und Kaufering-Überlebenden Karel Berman, die er zum Teil heimlich geschrieben und nach seiner Rückkehr in die Heimat vervollständigt hatte. Interpretiert werden sie von der 14-jährigen Landsbergerin Leni Wasser. Den einstmals von Sonia Durmashkin vorgetragenen und von ihrer Schwester am Klavier begleiteten Ghetto-Liedern fügt Guy Mintus mit seiner Frau Naama Nachum den Film-Song La vita è bella hinzu. Der israelische Pianist interpretiert mit dem Jugendkammerorchester zudem eine Streicherversion der Rhapsody in Blue. Das DP-Orchester hatte die Komposition von George Gerschwin am 10. Mai 1948 mit dem amerikanischen Dirigenten Leonard Bernstein in den DP-Lagern Feldafing und Landsberg vor jeweils rund 5 000 Besuchern zu Gehör gebracht.

Jo Barnickels Uraufführung mit der Bayerischen Philharmonie geht auf ein im KZ-Klooga, Estland, entstandenes Lied zurück, das Wolf Durmashkin, Bruder von Henia und Fania Durmashkin, kurz vor seiner Ermordung komponiert hatte: Lomir schvaygn. Lass mich schweigen. Aus ihm wird nunmehr ein ebenso einfühlsamer wie beherzter Appell: Nie mehr schweigen!

Karten und Vorverkauf: Für das Konzert um 19 Uhr: Reisebüro Vivell und an der Kasse des Stadttheaters Landsberg

Preise: 15 Euro, ermäßigt 5 Euro