Muss hier bald ausziehen: Das „Jeckes-Museum“ in Tefen.

Bild: BR/Tim Aßmann

In solchen Hütten wohnten die Einwanderer

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Jüdisches Leben in Deutschland wurde in der Shoa fast vollständig ausgelöscht. Doch Spuren der deutschsprachigen Juden haben sich erhalten – unter anderem im Norden Israels.

In Tefen befand sich bis vor kurzem das einzige „Museum der deutschsprachigen Juden,“ bekannter als „Jekkes-Museum“. Mit dem Spitznamen „Jekkes“ (oder „Jeckes“) wurden die Eingewanderten belegt, die seit den 1920-er und 1930-er Jahren nach Palästina emigrierten und sich mit ihrer förmlichen Kleidung und bürgerlichen Kultur von den einheimischen Juden abhoben. Im 1968 gegründeten „Jekkes-Museum“ lagern über eine Million Objekte (Fotos, Briefe, Möbel etc.) – Zeugnisse einer untergegangenen Welt ebenso wie des schwierigen Neuanfangs im ländlich geprägten Palästina.

Nach dem Rückzug des langjährigen Förderers Stef Wertheimer muss das „Jekkes-Museum“ umziehen, doch eine vielversprechende Lösung zeichnet sich ab. Das Haifa Center for German and European Studies (HCGES, zu deutsch Zentrum für Deutschland- und Europa-Studien) hat Vorschläge vorgelegt, wie das Museum in die Universität Haifa, genauer in das bestehende Hecht-Museum, integriert werden kann. Es soll für Publikum attraktiv werden, die Digitalisierung der Bestände ist geplant, die wissenschaftliche Betreuung der Sammlung vorgesehen.

Diese Pläne konnten bisher mangels finanzieller Mittel nicht realisiert werden. Zwar haben private Geldgeber wie die Hecht Foundation Unterstützung zugesagt; das deutsche Auswärtige Amt finanziert den Umzug nach Haifa, der Deutsche Akademische Austausch-Dienst (DAAD) eine Wissenschaftler-Stelle. Dennoch fehlten für eine gesicherte Neuausrichtung noch über 2 Mio. Euro.

In intensiven Gesprächen mit dem Direktor des HCGES, Prof. Stefan Ihrig, dem Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Uwe Becker und anderen hat sich der Beauftragte Dr. Spaenle für eine weitere Unterstützung des Jeckes-Museums eingesetzt. Gemeinsam mit MdB Thomas Erndl, dem Vorsitzenden des Unterausschusses für Auswärtige Kultur im Deutschen Bundestag, hat er Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Heiko Maas um weitere Hilfen für das „Jekkes-Museum“ gebeten. Ein erster Erfolg ist nun zu vermelden: Das Auswärtige Amt wird das Jekkes-Museum mit einer Million Euro unterstützen. Auch private Geldgeber aus Deutschland und Israel haben Zahlungen zugesagt. Die erforderliche Gesamtsumme ist noch nicht abgedeckt, dennoch scheint es nun möglich, das einmalige Museum zu retten und ihm eine gute Zukunftsperspektive zu geben. Das ist umso wichtiger, als nur noch wenige aus der ersten Generation der „Jekkes“ am Leben sind, die Nachfahren sich aber zunehmend dieses Erbes annehmen und auch aus Deutschland und aller Welt wachsendes Interesse an den „Jekkes“ und ihrer Geschichte zu verzeichnen ist. Dr. Spaenle hofft daher auf weitere finanzielle Zusagen: „Das Museum bildet eine wichtige Brücke zwischen Israel und Deutschland und verdient eine nachhaltige Förderung.“

Hören Sie hier einen Beitrag zur Sendeseite Schalom Jüdischer Glaube – Jüdisches Leben in Bayern 2

von Igal Avidan im Interview mit Dr. Ludwig Spaenle

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